IT-Mitarbeitende packen im Lager in Bischofsheim aktiv mit an, um sich ein Bild davon zu verschaffen, wie die Realität in einem Lager aussieht und worauf es ankommt.
Sie sitzen am Schreibtisch, blicken auf Bildschirme, bedienen Maus und Tastatur. So stellt man sich die Arbeit von Mitarbeitenden der IT vor. Dass sie in einem Warenlager Produkte einlagern, etikettieren, auslagern oder verpacken … dies passt nicht in dieses Bild. Aber genau das hat das Team Logistic Execution der CPIM gemacht (Anmerkung: Das Kürzel CPIM bezeichnet die zentrale IT-Abteilung von Freudenberg Sealing Technologies (FST)). Dieser Ausflug in die Lagerpraxis erfolgte nicht irgendwo, sondern im FST-Distributionszentrum in Bischofsheim.
Die Idee dazu hatte Christopher Jäckle. Das von ihm geleitete IT-Team Logistic Execution ist bei FST zuständig für alle Lagerprozesse, die im SAP-System abgebildet werden. Wenn also in einem Lager von FST zum Beispiel eine Auslieferung nicht gebucht werden kann oder es zu Problemen beim Einlagern kommt, landet dies als Störungsticket bei dem Team auf dem Tisch – besser gesagt auf dem Bildschirm eines der neun Team-Mitglieder in Deutschland, Italien, Indien oder den USA.
Wie früher im SAIL-Projekt
Als FST vor Jahren im SAIL-Projekt alle seine Standorte in ein einheitliches SAP-System eingebunden hat, war Jäckle in seiner damaligen Funktion häufig an Ort und Stelle dabei. Direkt vor Ort hat er damals erlebt, was es bedeutet, neue Prozesse und IT-Lösungen zu implementieren und Probleme zu lösen. Dabei hat er erfahren, wie wichtig und zielführend die gute Zusammenarbeit der IT-Spezialisten mit den Kolleginnen und Kollegen ist, die operativ an Standorten und in Lägern arbeiten.
„Idealerweise sollten ITler in dem Bereich, für den sie zuständig sind, zumindest kurzzeitig selbst gearbeitet haben. Dann sehen und verstehen sie, vor welchen Aufgaben und Herausforderungen die Mitarbeitenden dort stehen. Hinter jedem Ticket verbirgt sich ein Mensch, der bei seiner Arbeit gerade ungeplant ein Problem zu meistern hat“, führt Jäckle aus.




Gesagt, getan. IT und „Business“ näher zusammenbringen – diese Idee hat Jäckle dazu bewogen, im Dezember den Lagerbesuch in Bischofsheim in die einwöchige Jahrestagung seines Teams einzubauen. Das erste Mal seit Jahren haben sich die Teammitglieder aus drei Kontinenten wieder einmal physisch getroffen. In Fachgesprächen, Workshops oder Hackathons haben sie sich mehrere Tage über vielerlei IT-Themen und Prozessverbesserungen ausgetauscht. Und sie haben die Praxiserfahrung in Bischofsheim gesammelt.
„Eine sehr gute Idee“
Patrick Hopp, Director Supply Chain Execution Europe, ist unter anderem sogenannter Key User für das Lagerverwaltungssystem SAP Extended Warehouse Management (EWM) für das Distributionszentrum in Bischofsheim. In dieser Funktion bildet er quasi die Schnittstelle zwischen der IT von FST und dem Dienstleiter Kühne + Nagel, der das Lager im Auftrag von FST betreibt.
Hopp sagt: „Als Christopher Jäckle mir seine Idee vorstellte, war ich anfangs überrascht. Ein Besuch im laufenden Betrieb in Gruppengröße, das ist außergewöhnlich. Ich habe dann aber schnell verstanden, dass dies eine sehr gute Idee ist. Erstens war es ein gutes Zeichen an unseren Dienstleister, dass wir uns als Partner um die Belange der Mitarbeitenden von Kühne + Nagel auf der Fläche kümmern und wir immer weiter an Prozessverbesserungen arbeiten. Zweitens gestaltet sich manches einfacher, wenn die IT-Kolleginnen und -Kollegen ein tatsächliches Bild von der Örtlichkeit, den genutzten Geräten und unseren automatischen Lagerfahrzeugen haben. Das hilft ihnen, den Gesamtkontext besser zu verstehen. Schließlich fördert der persönliche Austausch das gegenseitige Verständnis und vereinfacht in der Folge die oftmals virtuelle Kommunikation.“
Im Feedback-Fragebogen bestätigt auch ein Team-Mitglied den Aha-Effekt der Stippvisite in das Tagesgeschäft eines Warenlagers: „Was am Bildschirm als kleine Störung erscheint, kann im realen Arbeitsleben ein großes Problem darstellen.“ Dieses Wissen beschleunigt Problemlösungen und erleichtert Prozessverbesserungen. Kurzum: Ein solches Zusammentreffen von IT und Business könnte auch anderen Bereichen und Standorten als Vorbild dienen.